Wenn ein Sterbender ihnen anvertraut, dass er keinen Lebensmut mehr hat – sagen Sie das den Angehörigen?
Silke Kirchmann: Nein, das ist streng vertraulich. Das ist absolutes Gesetz der Hospizdienste, dass wir mit diesen Informationen, die ja so was von puristisch sind, vertraulich umgehen. Es gibt ja kaum eine Lebensphase, die so existenziell ist wie die letzte. Der Sterbende hat da nicht mehr viel zu verlieren und sagt vielleicht Dinge, die er im gesunden Zustand nicht sagen würde. Wir von den Hospizdiensten sichern da hundertprozentige Schweigepflicht und auch Solidarität zu. Wir nehmen den Sterbenden an in seinen Wünschen, auch wenn sie für mich als Sterbebegleiterin bisweilen bedrohlich oder auch irritierend wirken mögen. Aber das ist dann meine Vorstellung von Leben, Liebe und Sterben. Dennoch darf der Sterbende alles bei mir loswerden und sich meiner sicher sein. Der Sterbende ist der Dirigent, er gibt den Takt vor. Das Versorgungsteam ist das Orchester. Wenn er den Wunsch äußert, gewisse Dinge bei den Angehörigen anzusprechen, die er sich selbst nicht traut, dann tun wir das natürlich. Dann moderieren wir auch mal zwischen ihm und seinen Angehörigen.