Sterben ohne Schmerzen
Im Hospiz hatte Inge Sauren dann endlich Zeit für das Wesentliche. Der Hospizleiter sagte zu ihr: „Sie kümmern sich ab jetzt nur noch um die Liebe, den Rest übernehmen wir.“ Sie übernachtete die meiste Zeit bei ihrer Mutter im Zimmer, bereitete ihr morgens das Frühstück zu, las ihr etwas vor, schaute mit ihr gemeinsam Filme. „Wir sprachen oft stundenlang. Für meine Mutter gab es kein Tabuthema, sie konnte offen über ihre Ängste sprechen“, so die Tochter. Die Mutter hatte Angst, durch ihre Krankheit eines Tages zu ersticken. Doch die Pfleger konnten ihr versichern, dass sie im Hospiz keinen Todeskampf durchmachen müsste. Sie würden alles daran setzen, ihr das Sterben zu erleichtern und dafür zu sorgen, dass sie keine Schmerzen haben müsse.
Das Hospiz ist hell und freundlich und liegt direkt neben einem Kindergarten. „Meine Mutter bezeichnete es als ein Wellnesshotel“, sagt Inge Sauren schmunzelnd. Sie fühlte sich bestens versorgt, das Personal war offen und herzlich. „Das Haus ist kein Ort des Sterbens, sondern des bewussten Lebens“, fügt der Ehemann hinzu. Mit der Mutter sprach der 41-Jährige, der Theologie studiert hat, auch viel über den Glauben und über das Leben nach dem Tod. „Sie fragte sich immer, ob sie wohl ihre Schwester im Himmel wiedersehen werde“, so der Schwiegersohn. Einmal machte ein befreundeter Priester eine Krankensalbung im Beisein der ganzen Familie. Die Anwesenden feierten und sangen, „es war eine wunderschön friedvolle Atmosphäre“, erinnert sich Simon. Und die Feier wirkte wie eine Vitamintablette. Margret Sauren, die aus Schwäche eigentlich bettlägerig geworden war, erhob sich am Rollator wieder zum Laufen.