„Nicht immer ist vom Tod die Rede"
Begegnungen in der ambulanten Palliativpflege
Claudia Reifenberg ist Palliativschwester in Bonn. Sie besucht Menschen mit einer unheilbaren Krankheit zu Hause, unterstützt sie im Alltag. Trübsal zu blasen sei nicht ihre Aufgabe, sagt sie über ihre Arbeit, ihr Ziel sei es, „dass die letzte Zeit für alle gut ist.“
„Huhu, guten Morgen.“ Mit beschwingtem Schritt, ein Lächeln auf den Lippen, betritt Claudia Reifenberg die Wohnung. „Guten Morgen“ antwortet, leise und zaghaft, eine Stimme aus einem der hinteren Zimmer. Sie gehört Ingeborg Brandts. Im Morgenmantel sitzt die alte Dame auf ihrem Bett. Blass wirkt sie, und als sie aufsteht, merkt man, dass sie recht wacklig auf den Beinen ist. „Wie läuft‘s denn heute?“ fragt Reifenberg aufmunternd, auch wenn die Antwort auf der Hand zu liegen scheint. Ingeborg Brandts geht es derzeit nicht gut. Sie hat wenig Kraft, alles strengt sie an, schon nach wenigen Schritten ist sie außer Atem. „Das macht mich bedenklich“, sagt die 78-Jährige, die mittlerweile in ihrem kleinen Wohnzimmer Platz genommen hat. „Haben Sie Angst, dass es Lungenmetastasen sein könnten?“, fragt Reifenberg und bekommt ein zaghaftes „Ja“ zu hören.